Die 12. Ausgabe der Fête des Vignerons 2019 in Vevey, die nur einmal pro Generation (ca. alle 20 bis 25 Jahre) stattfindet, ist bereits wieder Geschichte. 5500 Darstellende, 470 Chorsängerinnen und -sänger und einige der besten Instrumentalisten des Waadtlands sorgten auf der weltweit grössten LED-Bühne in einer extra für das Spektakel aufgebauten Arena mit 20’000 Plätzen für absolute Gänsehaut-Momente. Bewundernswert waren die zwei 11-jährigen Mädchen Nayah Kohli und Nina Perrenoud, die sich die Hauptrolle der Julie teilten. Jeden Tag führten sie selbstbewusst vor Tausenden von Zuschauerinnen und Zuschauer durch das Programm, ohne jegliches Lampenfieber zu zeigen. Schauspieler Michel Voïta, der schon in über 60 Filmen mitspielte, mimte den Grossvater, der seiner Enkelin die Tradition und die Arbeit auf dem Rebberg erklärt. Julie kreiert sich daraus ihre eigene märchenhafte Fantasie, die auf der Bühne in geradezu berauschenden Bildern real wurde. Dafür sorgte der Tessiner Regisseur Daniele Finzi Pasca, der u.a. schon für Cirque du Soleil-Shows und die Abschlussfeier der Olympischen Winterspiele 2006 in Turin verantwortlich war.
Kostümbildnerin Giovanna Buzzi entwarf die einzigartigen Outfits – jedes einzelne ein Unikat. Für das Auge der Zuschauenden entfaltete sich eine regelrechte Explosion der Farben, Formen und Rhythmen. Der Höhepunkt war einmal mehr «Ranz des Vaches», ein traditionelles Hirtenlied («Lioba»), bei dem über 40 festlich geschmückte Kühe, Bauern mit ihren Karren und dazu Alphornbläser und Sennen in der Arena standen; und darüber hinweg ein elfköpfiger Männerchor mit einer derartigen Inbrunst sang, das vielen die Tränen kamen. 100 Millionen Franken kostet das Fest des Jahrhunderts. Ein grosses finanzielles Risiko. Die altehrwürdige Winzerbruderschaft Confrérie des Vignerons, die den Event organisiert, hat sich einmal mehr überboten; und dem Publikum ein Ereignis beschert, von dem sich noch viele Generationen erzählen werden.
Ursula Burgherr