Trotz Krise auf Wachstumskurs

    OXYGEN AT WORK – Das junge aufstrebende KMU mitten im Zürcher Niederdorf ist ein Paradebeispiel für intelligente datengetriebene Dienstleistungen. Die drei Initianten wollen mit nachhaltigen Bepflanzungskonzept nicht nur mit Sensoren und Algorithmen die Luft und das Wohlfühlklima im Büro verbessern, sondern auch helfen, die CO2-Reduktionsziele zu erreichen. Das Geschäft boomt – auch dank Corona.

    (Bilder: zVg) Grüngewächs für mehr Produktivität: Die junge Zürcher Firma Oxygen at Work vermietet Pflanzen für Büros, die mithilfe von Sensoren die Luft verbessern.

    Die Anforderungen an die Arbeitsplätze der Zukunft verändern sich derzeit stark und der Arbeitsplatz der Zukunft steht bei vielen Unternehmen nach wie vor ganz oben auf der Agenda. Dabei wird das Büro zum Ort für soziale Kontakte und zur Wohlfühloase für Mitarbeiter. Hier setzt das clevere und nachhaltige Pflanzenkonzept der jungen Zürcher Firma Oxygen at Work ein. Im Geschäftsmodell von CEO Manuel Winter und seinen Partnern Joel Bloch und Rita Salathé, spielen Grüngewächse am Arbeitsplatz eine entscheidende Rolle: «Wir schaffen mittels intelligenter, datengetriebener Bepflanzung perfekte Luftverhältnisse in den Büros», erklärt Winter.

    Er und Joel Bloch, ein Freund seit dem Kindergarten, haben anfangs 2017 Oxygen at Work gegründet, um das nachhaltige Pflanzenkonzept mit der neuen Arbeitsplatzstrategie zu verbinden. Die Dritte im Bunde ist Rita Salathé, eine erfahrene Gärtnerin, die jede Pflanze in- und auswendig kennt. «Der Arbeitsplatz der Zukunft wird nicht mehr nur auf Produktivität getrimmt sein, sondern soll die Unternehmenskultur widerspiegeln, den Austausch zwischen den Mitarbeitern begünstigen sowie die Gesundheit und das Wohlbefinden fördern», stellt Winter fest und ergänzt: «Es müssen also neue Orte und Zonen geschaffen werden.»

    Pflanzen vermindern Stress am Arbeitsplatz
    Dabei spielen Pflanzen eine essenzielle Rolle. Denn Pflanzen und kleine Gärten geben dem Büro etwas Bodenständiges und lassen einem den Stress und die Hektik vergessen. Dabei verweist der HSG-Absolvent auf diverse Studien, die beweisen, dass ein natürliches Arbeitsumfeld einen sehr starken positiven Einfluss auf das Wohlbefinden, die Produktivität, die Kreativität und vor allem auf die Zufriedenheit der Mitarbeiter hat.

    Aus aktuellen Gründen hat Oxygen at Work einen Virus-Überlebensindex geschaffen. Er soll den Kunden helfen, das Corona-Ansteckungsrisiko über Aerosole einzuschätzen. «Wir messen die Luftqualität mit Sensoren bei unseren Kunden und stellen mittels Software den Kunden die Analysen zur Verfügung.»

    Die Gefahr ist gemäss Winter am kleinsten, wenn relevante Luftfeuchtigkeit bei 40 bis 60 Prozent und die Raumtemperatur bei 20 Grad oder mehr liegt. «Wie viel wegen Corona noch zusätzlich gelüftet werden muss, berechnen wir mithilfe von Daten.» Insbesondere die Luftfeuchtigkeit sei heutzutage sehr relevant, da eine Luftfeuchtigkeit von 40 Prozent bis 60 Prozent die Überlebenszeit von Viren und Bakterien minimiere. «Durch die Kombination von moderner Technologie und natürlichen Pflanzen können wir solche Anforderungen umsetzen», sagt Winter.

    Grosse Nachfrage
    Das Geschäft boomt zurzeit und der technologisierte Ansatz stösst auf reges Interesse. «Im Schnitt haben wir letztes Jahr alle zwei Arbeitstage ein neues Büro ausgestattet», freut sich Winter. Zu seinen Kunden gehören Grosskonzerne wie Microsoft und ABB, aber auch KMU oder die öffentliche Hand mit den Kantonen Zürich und Graubünden. «Es sind hauptsächlich Unternehmen mit grösseren Büros, die sich Gedanken machen über die Zukunft des Arbeitsplatzes. Aber auch Betriebe, die stark vom War for Talents betroffen sind und den Arbeitsplatz als eines der stärksten Mittel identifiziert haben, um Talente für sich zu gewinnen und diese auch langfristig an sich binden zu können», stellt Winter fest. Das Feedback ist durchwegs positiv. «Die Mitarbeitenden freuen sich jeweils sehr, wenn ihre Räumlichkeiten mit Pflanzen ausgestattet werden.» Dazu der 28-jährige CEO: «Über 80 Prozent loben die verbesserte Atmosphäre und Zweidrittel fühlt sich wohler und produktiver.»

    Nachhaltig, regional, sozial
    Das Start-up arbeitet mit lokalen Gärtnereien zusammen, um eine optimale Pflege zu gewährleisten. Auch hier ist der Hintergedanke Nachhaltigkeit, denn so reduziert sich der Fahrtweg und das lokale Gewerbe wird unterstützt. Den Jungunternehmern ist es aber auch ein Anliegen, die Pflanzenwelt im Aussenraum zu fördern. Dazu unterstützen sie diverse Aufforstungsprojekte. Die grösste Herausforderung des Start-ups liegt im Bereich des Personals. «Es ist nicht einfach, die richtigen Leute zu finden, die sich mit dem Unternehmen identifizieren können», betont Winter. Umso stolzer ist das Gründerteam, mit einem tollen 12-köpfigen Team dem starken Wachstum gerecht zu werden und stets neue, innovative Lösungen auf den Markt zu bringen.

    (Bild: zVg) Ein Stückchen grüne Natur am Arbeitsplatz: Zimmerpflanzen sind nicht nur dekorativ, sondern verbessern das Raumklima und filtern Schadstoffe aus der Luft.

    Weiter entwickeln und expandieren
    Das junge Unternehmen hat mit seinem intelligenten Bepflanzungskonzept den Nerv der Zeit getroffen ist auf Erfolgskurs: «Wir konnten bisher jedes Jahr den Umsatz mehr als verdoppeln.» Die Pandemie hat zudem für einen gewaltigen Schub gesorgt. Im letzten Jahr ist auch der Markteintritt in Deutschland gelungen. «Wir starteten zunächst in der Deutschschweiz, bereiteten uns Richtung Romandie aus und haben vor kurzem mit den Standorten Frankfurt und Wolfsburg die Expansion nach Deutschland gewagt.» In naher Zukunft will das Unternehmen auch Wirtschaftsmetropolen wie Paris und London mit ihrer Geschäftsidee erobern. Die Belegschaft des HSG Spin-Offs ist im letzten Jahr von vier auf zehn Personen gewachsen. «Uns ist es ausserordentlich wichtig, einen positiven Impact generieren zu können. Nebst dem, dass wir mit unseren Pflanzenkonzepten einen positiven Einfluss auf die Unternehmen als Organisationen aber vor allem auch auf die einzelnen Angestellten haben, wollen wir uns verstärkt für den Umweltschutz stark machen», sagt Winter. Deshalb hat «Oxygen at Work» verschiedene Projekte ins Leben gerufen. Ein Beispiel dafür ist, dass das Unternehmen für jede Pflanze, die bei einem der Kunden steht, pro Jahr zwei Bäume in gefährdeten Regenwaldgebieten pflanzt.

    Für die Zukunft will sich das Zürcher Unternehmen in weiteren Ländern positionieren. «Wir haben noch viele Idee und wollen unsere Produkte und Dienstleistungen weiterentwickeln und ausbauen.»

    www.oxygenatwork.org

    Corinne Remund

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